Das ehemalige Rathaus
Das ehemalige Rathaus wurde 1827 eingeweiht. Der Zeremonie ging eine Messe voran und das Gebäude wurde vom Priester unter Aufrufung des Hl. Geistes geweiht. Diese aus dem Mittelalter stammende provenzalische Tradition bezeugt die wichtige Rolle der Hl. Geist Bruderschaften bei der Schaffung von Dorfgemeinschaften. So wurden beispielsweise bis zum Beginn des XIX. Jahrhunderts die Entscheidungen der Kommunen unter den Schutz des Hl. Geistes gesetzt. Das Erdgeschoss enthielt eine Schulklasse sowie einen kleinen Raum unter der Treppe (man kann das Fenster in der Rue Droite sehen), im Obergeschoss befanden sich der Ratssaal und die Archive.
Das „alte“ Rathaus wurde 1851 Schauplatz der Volkserhebung. Bei Ankündigung des Staatsstreiches durch den „Prinz-Präsident“, künftiger Napoleon III, am 2. Dezember 1851, griff die Bevölkerung des Mauren-Gebirges zu den Waffen – sozusagen als republikanische Pflicht – um die Verfassung zu verteidigen. In La Garde-Freinet wurde das Rathaus besetzt und der Gemeinderat von den Einwohnern als Geiseln genommen.
Das Gefängnis
Die Zelle wurde von 1827, Einweihungsdatum des Gefängnisses, bis zum Beginn des XX. Jahrhunderts benutzt. Sie besteht aus einem kleinen, dunklen Raum mit vergittertem Fenster (2,50m x 2,70 m). Die Gefangenen betraten die Zelle durch eine kleine Tür (Höhe 1,50 m), die sich unter der Treppe befand. Es gab nur zwei Schlafmatten und zwei Decken. Auf den Wänden befinden sich mehrere Schreibereien und Zeichnungen: Unterschriften, Hufeisen, Segelschiffe, Portraits, Kreuze und einige Dichtungen wie diese hier:
« Oh meine Isaline, wie viele Tränen
würdest Du vergiessen, wenn Du Deinen Geliebten
an diesem traurigen Ort eingeschlossen wüsstest »
Die Zelle wurde vorrangig als Ausnüchterungszelle benutzt, wie zum Beispiel im Fall des Italieners Camerio Giacomo, der schrieb, dass er am 18. Oktober 1870 eingeschlossen wurde weil er „zu viel Wein getrunken hatte“.
Das Rathaus
Das neue imposante Rathaus von La Garde-Freinet wurde mit grossem Aufwand 1857 eingeweiht. Mit seinen Verzierungen aus Serpentin (grünlicher Stein) steht es für die Entwicklung und den Wohlstand dieser neuen Stadt. Der Verkauf von Marronen, die Aufzucht von Seidenraupen und vor allem die Korkindustrie waren der Grundstein der wirtschaftlichen Aktivität und verdreifachten die Zahl der Einwohner im Laufe des XIX. Jahrhunderts.
Das Rathaus befindet sich auf einem grossen Platz (ehemaliger Friedhof) und in nächster Nähe der Haupt-Verkehrsstrasse zwischen Le Luc und Grimaud. Nach den Unruhen von 1851 hatte man dieses neue Quartier aus Sicherheitsgründen bevorzugt. Wie oft zur damaligen Zeit, befand sich im Rathaus die öffentliche Jungen- und Mädchenschule sowie die Wohnung des Lehrers. 1889 wurde vor dem Rathaus ein Monument zur Erinnerung an den hundertjährigen Gedenktag der Französischen Revolution aufgestellt.