Den Funden der Ausgrabungen zufolge, scheint der Ursprung des Forts gegen Ende des 12. Jahrhunderts zu liegen. Das allmähliche Verlassen des gefestigten Dorfes fand gegen Ende des 13. Jahrhunderts statt; die Bevölkerung siedelte sich auf dem Pass der „Garde“ an, der einerseits näher an den Verbindungsstraβen lag, aber auch besseres landwirtschaftliches Gelände und zahlreiche Quellen bot.
Das ehemalige Dorf auf dem Felsen wurde also verlassen. Nur das sogenannte „Schloβ“ blieb aus Überwachungsgründen noch einige Zeit besetzt. Es ist vermutlich diese strategische Aufgabe, die dem ehemaligen Dorf seinen Namen Fort-Freinet verlieh.
Seine Geschichte endete im Jahr 1589, als der Marschall de La Valette, Herzog von Eperon, Gouverneur der Provence, während der Religionskriege seine endgültige Zerstörung anordnete.
Das Fort Freinet hat eine Klassifizierung als bemerkenswerte natürliche Stätte.
Seit dem 18. Jahrhundert hieβ es, das Fort-Freinet sei eine ehemalige Stätte der Sarazenen. Diese andalusischen Piraten kamen im 9. Jahrhundert an den Küsten der Provence an und blieben ungefähr 80 Jahre in der Gegend des „Fraxinetum“ (von fraxinus, die Esche, ein Baum, der einen grossen Teil der Ebene von Grimaud bedeckte). Im Jahr 1965 beschlossen Wissenschaftler, Ausgrabungen vorzunehmen, in der Hoffnung, an dieser Stätte das zu finden, was die Legende erzählte: die Ruinen einer Sarazenen-Festung.
Mehrere Ausgrabungskampagnen brachten schlieβlich die Reste eines bis dahin vergessenen mittelalterlichen Dorfes zum Vorschein, ohne den geringsten Beweis einer Besetzung der Stätte durch die Sarazenen zu finden.
Der Graben und die Frage des Wassers
Der Umgehungsgraben ist komplett in den Felsen gehauen und erreicht stellenweise eine Tiefe von 8 m. Dieser Graben hatte die Aufgabe einer Wasserreserve. Es gab keine permanente Quelle auf dem Felsen.
Ein Wasserauffang-System mit einem breiten abfallenden südwärts ausgerichteten Graben fing das Regenwasser auf und füllte ein erstes Becken, das durch einen in den Fels gehauenen Damm geschlossen war. Dieses Becken versorgte ein zweites „Reserve“-Becken.
Allgemeine Organisation
Wie die Ausgrabungen zeigen, ist das „castrum“ in zwei deutlich zu unterscheidende Teile angelegt:
Das „Schloss“, auf dem Gipfel des Hügels, erstreckt sich über 120 m² und besteht aus 5 Räumen, von denen einer kleiner ist als die anderen, vermutlich das Erdgeschoss eines Turms.
Das daruntergelegene „Dorf“ ist deutlich vom „Schloss“ durch eine Straβe getrennt. Es besteht aus ca. 30 Häusern, das Dorf ist fächerförmig über 3 oder 4 Niveaus des Nord-West orientierten Hügels angeordnet. Mehrere Wege ermöglichen den Zugang zu den verschiedenen Wohnungsebenen.
Die Behausungen
Die meisten Häuser sind in den Felsen gehauen und haben einen ebenen Boden. Die extrahierten Steine dienten für den Bau der seitlichen Mauern. Die Erbauer muβten Abflussrinnen graben, damit das Sickerwasser aus den Felsen ablaufen konnte. Es gibt zahlreiche Aushöhlungen in den Wänden, die auf Holzfuβböden und Dachstühle rückschlieβen lassen.
Es gibt Grund zu der Annahme, daβ die Häuser mehrere Etagen hatten. Die Gebäude waren mit Ziegeln gedeckt, die in groβer Anzahl an der Ausgrabungsstätte vorhanden waren. Der gröβte Teil dieser Gebäude waren Wohnhäuser, aber einige scheinen eine andere Funktion gehabt zu haben.
Der „Keller“
Das stagnierende Wasser in diesem Raum, der ca. 3 m tief in den Felsen gehauen ist, liess zunächst auf eine kollektive Wasserzisterne rückschlieβen; ein solches Element war häufig an solch wasserlosen Stätten zu finden. Mehrere Indizien weisen aber eher auf eine andere Funktion dieses Raumes hin:
Die beiden Treppen, die eine Wasser-Reserve reduziert hätten, waren dazu da, in den Keller hinabzusteigen
Die dreieckige Nische in der Nordmauer diente dazu, eine Lampe dort aufzuhängen und hätte demnach in einer Zisterne keinen Sinn gehabt
Die zahlreichen Kerben in der Sudmauer sind Stützen für Deckenbalken. Dies bedeutet, dass der Raum eine Decke gehabt haben muβ.
Der „Ofen“
Es wird angenommen, daβ dieser runde Raum ein Ofen war. Darauf deuten die Reste von regelmässigen und anhaltenden Brandherden hin. Archäologen fanden hier auch einen sauber angelegten Plattenbelag. Man kann sich der Konzeption des Ofens folgend vorstellen, daβ er ein kuppelförmiges Dach hatte.
Quelle: Conservatoire du Patrimoine du Freinet